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Gerade in Zeiten wie diesen spricht vieles für das Lesen!

 

"[...] Wir sollen nicht verreisen, wir sollen daheim bleiben, und da empfiehlt es sich natürlich zu lesen, und das Lesen ist ungefährlich. Es ist technisch anspruchslos. Es braucht keine Stadien, es braucht keine Ausstellungsräume, keine Theater- und Konzertsäle, um vonstatten gehen zu können. Und oft benötigt man dafür nicht einmal einen Laptop. Das Lesen verursacht auch keine Luftverschmutzung, es macht keinen Verkehrsstau, keinen Anstieg der CO2-Werte, und in seiner häufigsten Nutzungsform benötigt man dafür ja nicht einmal Strom – jetzt mal allenfalls abgesehen vom Nachttischlämpchen für nächtliche Leseratten."

 

Die Literaturkritikerin Sigrid Löffler im Interview mit Andrea Gerk von Deutschlandfunk Kultur anlässlich des Welttages des Buches am 23.04.2020. Vollständiges Interview unter: https://www.deutschlandfunkkultur.de/sigrid-loeffler-zum-welttag-des-buches-lesen-in-zeiten-von.1270.de.html?dram:article_id=475297

 

 

 

 

B u c h r ü c k e n g e d i c h t 

 

 

Unten am Fluss

Bis die Sterne zittern

Während die Welt schlief

Verborgene Schätze

In den Augen der Nacht:

Das Wolkenzimmer

Lunarda

Der Schatten des Windes

Das Leuchten der Stille

Krasshüpfer

Eine größere Welt …

… Und du kommst auch drin vor:

111 Gründe, Bücher zu lieben!

 

zusammengestellt von Pauline Moser

 

 

 

 

 

 

„?...zurückgestellt...?“         

Bild und Text von Katharina Julia Hasler

„Was bleibt wenn du gehst? Wirst du mich noch lieben? Werden die Menschen mich so sehen können, wie du mich gesehen hast?

In dir habe ich Hoffnung, Liebe und Zuneigung geschöpft. Warum hast du mich verlassen?

Du hast mir das gegeben, was ich bei anderen schon immer gesucht habe. Meinen ganzen Körper habe ich dir überlassen, sogar die Kleidung ließ ich für dich fallen. Unsere Liebe ging nicht lange. Sie war sehr intensiv, vielleicht zu intensiv für meinen Geschmack.

Du hast mich wie einen König behandelt, obwohl ich gar keiner bin. Und jetzt, was soll ich machen? Fünf Jahre fühlte ich mich verlassen, ganz staubig wurde ich. Doch als du mich in deinen warmen Händen hieltest, schöpfte ich neuen Lebensmut.

Du hast mich zu dir nach Hause getragen. Wir haben zwei schönen Tage verbracht, du hast mich regelrecht verschlungen. Doch dann gabst du mich wieder zurück und ich war erneut alleine. Jetzt liege ich hier, ganz einsam auf einem Tisch und warte, dass mich jemand wieder in die Hände nimmt und verschlingt.“

 

 

 

"Belesenheit ist eine Provokation!",

so lautet der Titel eines Essays von Konrad Paul Liessmann, der in der österreichischen Tageszeitung "Der Standard" erschienen ist. Dabei handelt es sich um einen Vorabdruck aus seinem neuen Buch "Bildung als Provokation". Nachstehend zwei Auszüge aus dem Essay:

Die Provokation literarischer Bildung besteht nicht zuletzt in der persönlichkeitsverändernden Kraft der Literatur, die unmerklich vonstattengeht, keinen Zielvorstellungen folgt, nicht operationalisierbar und deshalb auch nicht kontrollierbar und prüfbar ist. Dass es eine Form der Bildung gibt, die sich dem Zugriff der qualitätssichernden Behörden entzieht, weil sie sich aus einer informellen Beziehung zwischen Schüler und Lehrer entspinnen mag, kratzt an all jenen Quantifizierungs- und Messbarkeitschimären, ohne die die gegenwärtige Bildungsforschung ebenso wenig auszukommen glaubt wie die Bildungsorganisation.

 

Literatur aber hat eine Gestalt. Sie erscheint in der Form des Buches, Lesen als avancierte kulturelle Praxis ist ohne das Buch nicht denkbar (...). Die Auseinandersetzung mit einem Buch lässt sich auch nicht durch eine rasche Internetrecherche substituieren. Belesenheit ist auch deshalb eine Provokation, weil sie (...) quer steht zur Ideologie der raschen Verfügbarkeit aller Informationen. Das Interesse für Literatur wird geweckt, wenn man im richtigen Moment das richtige Buch in die Hand gedrückt bekommt und sich dadurch die Chance eröffnet, zu einem Leser zu werden.

Konrad Paul Liessmann: Belesenheit ist eine Provokation. In: Der Standard, 16.09.2017.